Der Fluchtwagen war schmutziggrau steht in dem Fahndungsplakat von 1957. Eine Zeit, in der sich Banküberfälle oder Überfälle auf Geldboten noch lohnten, schrieb jemand in einem anderen Account. Wie wahr. Das Plakat von 1957 hängt in der polizeihistorischen Ausstellung der International Police Association Essen (IPA Essen).Hier befindet sich eine der größten Sammlungen an bundesweiten Fahndungsplakaten. Zurzeit sind aufgrund der Corona-Beschränkungen und des Umzugs des Museums in eine neue Liegenschaft Besichtigungen nicht möglich. Es wird ganz neu gestaltet.

 

IPA Polizeimuseum 2021 03 12 44 klein

Wir haben so genannte Schlauchtücher mit dem IPA-Emblem anfertigen lassen. Unsere IPA-Freundin und Kollegin Andrea Wolski hat sich gestern freundlicherweise damit ablichten lassen. Die Halstücher, die auch gut als  Mund- und Nasenschutz dienen, sind gerade bei Motorradfahrern sehr beliebt. Sie können ab sofort in unserer Verbindungsstelle montags, mittwochs und freitags, in der Zeit von 10.00 bis 12.00 Uhr,  in den neuen Räumlichkeiten der IPA im Gebäude an der Theodor-Althoff-Str. 4 erworben werden. Der Preis: 5 Euro. Bitte vorher mit Rainer Wittka unter Telefon 0177 6267979 Verbindung aufnehmen.

Andrea Maske klein 4

Tuch

 

Amtliches Lockdown wegen der Coronapandemie. Das gesellige Miteinander oder, wie es eine Freundin formulierte, das soziale Kaugummi ruht zurzeit. Auch Betriebsweihnachtsfeiern, die sonst im Dezember Hochkonjunktur hätten, finden nicht statt. Die folgende Geschichte begann kurz nach der Jahrtausendwende auf so einer. Aber von vorne.

Einer der berühmtesten Pfeifenraucher der Kriminalgeschichte war  Sherlock Holmes, die geschwungene Tabakpfeife sein Erkennungszeichen. So machte er sich meist mit Dr. Watson auf erfolgreiche Verbrecherjagd. Auf Verbrecherjagd bei der Essener Polizei machte sich auch jahrzehntelang der Erste Kriminalhauptkommissar (EKHK) Wolfgang Dinsing. Lange Jahre Leiter des Rauschgiftkommissariats und die letzten 15 Jahre seiner Dienstzeit Chef der Todes- und Brandermittler. Aufgrund seiner Körperfülle wurde er auch liebevoll „der Dicke“ genannt. Sein zweites Erkennungsmerkmal - seine Tabakpfeife. Oft saß er im Büro über den Akten, die Luft rauchgeschwängert, was zu dieser Zeit  niemanden störte. Rauchfreie Zonen oder qualmen auf dem Hinterhof bei eisiger Kälte wie heutzutage – unbekannt im Präsidium.

Pfeife 3Ben am 18. Geburtstag

Apropos geschwängert. Das spielt in der folgenden Anekdote die entscheidende Rolle. EKHK Wolfgang Dinsing rauchte nicht nur die Pfeife, er fertigte sie auch in seiner kleinen Werkstatt in Gelsenkirchen-Buer an. Das war sein Hobby und beruhigender Ausgleich zum Beruf. So qualmten zur damaligen Zeit viele Kollegen im Präsidium eine echte „Handmade-Dinsing“.

Auf einer Weihnachtsfeier der International Police Association (IPA), unter dem Dach des Polizeipräsidiums an der Büscherstraße, wurde der Chefermittler der Mordkommission unfreiwilliger Zeuge eines Frauengesprächs. Eine junge Kollegin erzählte gerade freudig, dass sie schwanger sei. Wolfgang Dinsing drehte sich spontan um, zeigte auf den Bauch seiner Kollegin: „Wenn es ein Junge wird, kriegt er von mir eine handgefertigte Tabakpfeife.“

Pfeif 1Ruth Selzer - 2020 - Ermittlerin bei der Bochumer "Sitte"

Der Erste Kriminalhauptkommissar hielt Wort. Er machte sich ans Werk und fertigte für das werdende Leben eine Tabakpfeife an. Aber da er sich mit Drogen und Süchten als Ex-Rauschgiftermittler gut auskannte, war die Übergabe mit einer Mahnung verbunden. Er schrieb Ruth Selzer, so der Name der Kollegin mit dem Kind unter dem Herzen, einen Brief und legte ihn zur Tabakpfeife auf ihren Schreibtisch. „Bitte, händige deinem Sohn erst zu seinem 18. Geburtstag meine Pfeife aus.“ Er verlängerte somit die gesetzliche Raucherlaubnis noch um zwei Jahre.Die dienstlichen Wege des Chefermittlers und seiner Kollegin trennten sich. Ruth wurde Mutter, bekam ihren Jungen mit Namen Ben und wurde nach Bochum versetzt, Wolfgang Dinsing blieb weiterhin in Essen, klärte mit seinen Kollegen Kapitalverbrechen auf und ist jetzt schon 10 Jahre im Ruhestand. Man verlor sich aus den Augen.

Wolfgang CollageWolfgang Dinsing bei der Arbeit und in einer Ruhephase

Zeitsprung. Nach 18 Jahren klingelte am 13. Juli dieses Jahres das Telefon des Ersten Kriminalhauptkommissars a. D. und Pensionärs in Gelsenkirchen-Buer. Ruth war dran. Sie sei mit ihrem Ehemann - auch Polizist - und ihrem  ältesten Sohn Ben auf Sardinien im Urlaub. Die Familie feiere seine Volljährigkeit. Sie  habe ihm gerade,  wie 2002 vereinbart,  die handgefertigte Tabakpfeife vom „dicken Dinsing“ ausgehändigt. Fotos von der kleinen Familienfeier  folgten. Darauf zu sehen, der 18-Jährige mit Pfeife im Mund, allerdings ohne Tabak und Qualm. Ben möchte nach dem Abi wie seine Eltern Polizist werden. Ob er allerdings durch das besondere Geschenk vom ehemaligen Chefermittler der Mordkommission zum Pfeifenraucher wird, erscheint eher unwahrscheinlich. Das spielt aber keine Rolle. Die Zeiten haben sich eben geändert, die Verbundenheit nicht. Echte Polizeifreundschaft verjährt eben nicht nicht.

Text: Uwe Klein - Foto © Uwe Klein/ Fam. Selzer

 

Unser IPA-Mitglied,  Erster Kriminalhauptkommissar (EKHK) Dr. Frank Kawelovski, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der NRW-Polizeigeschichte und hat schon einige Bücher darüber veröffentlicht. Ein Schwerpunkt seiner historischen Arbeit ist die Polizei Essen/ Mülheim, denn hier hat er jahrelang Dienst versehen, zunächst als Schutz- und später als Kriminalpolizist. Auf der 100-Jahr-Feier präsentierte er sein Buch "Achtung! Hier Gruga an alle". (Foto) "Gruga" ist der Funkrufname der Polizeibehörde. Weitere Publikationen findet man auf seiner Homepage. 

01 Frank Kavelowski 

Seit 2014 unterrichtet der promovierte EKHK an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Duisburg angehende Polizisten in Kriminologie und Kriminaltechnik. Auf Veranstaltungen der IPA tritt Frank Kavelowski gerne auch einmal in alten Polizeiuniformen auf.

04 IPA Museumstag 2016 2

Ein virtueller Rundgang auf seiner Homepage lohnt sich allemal:  https://www.polizeigeschichte-infopool.de/

Und hier geht es zur ehemaligen Polizeiunterkunft und Polizeischule an der Norbertstraße in Essen.

https://www.polizeigeschichte-infopool.de/virtuelles-polizeimuseum/orte/ehemalige-polizeischule-essen/10.2020

(Text/ Fotos: Uwe Klein - 28.10.2020)

 

 

 

Die IPA Essen ist heute mit ein bisschen Verspätung ins neue Dienstgebäude der Polizei eingezogen. Wir waren die Letzten, die die alte Polizeischule verließen. Eigentlich ist so ein Umzug kein Problem. Aber wenn sich ein ganzes Museum mit rund 5000 Exponaten auf den Weg in eine neue Umgebung  macht, ist das schon eine Hausnummer. Apropos Hausnummer. Die neue Anschrift lautet jetzt IPA Essen, Theodor-Althoff-Str. 4, 45133 Essen-Schuir.2020 Umzug 0

Die Hauptlast trugen Guido Freese („Museumsdirektor“) und Peter Kapitanek („Technischer Leiter“). Stunden- und tagelang habe sie in den ehemaligen  Räumen geschuftet und auf dem Gelände der alten Liegenschaft  nebenbei noch „containert“, um historisch wertvolle Fundsachen zu sichern. Jetzt sind erst einmal die kleinen und großen Ausstellungsstücke an neuer IPA-Stätte.

Der Sozialraum für unsere Treffen und Veranstaltungen ist ebenfalls noch nicht fertig. Aber alles sieht sehr gut aus. Unser Dank geht jetzt schon an vielen Projektverantwortlichen der Behörde.

Aber nicht nur der Umzug beeinträchtigt zurzeit das Vereinsleben. Corona hat uns alle ja noch fest im Griff. Wir melden uns, wenn’s wieder los geht.

(Text/ Fotos: Uwe Klein - 24.08.2020)

2020 Umzug 1  

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