Das IPA-Polizeimuseum Essen öffnet wieder seine Pforten

„Reg‘ dich doch nicht auf. Es ist doch nur ein Film.“ Diesen Satz kennen Polizistinnen und Polizisten, wenn sie gemeinsam mit ihrem Partner einen Krimi im Fernsehen oder Kino gucken. Ob Tatort, Polizeiruf 110 oder die täglichen Vorabendserien. Alles Fake. Wie die Polizei in den Filmen dargestellt wird, tickt sie nicht. Das öffentliche Bild der Sicherheitsbehörde wird allerdings durch Kriminalfilme (mit-) geprägt. Vielleicht sollten sich Interessierte die Polizeiarbeit einmal von Experten richtig erklären lassen. Und welcher Ort eignet sich dafür am besten? Richtig – ein Polizeimuseum.

Polizeimuseum 08 22 klein 23Nachgebaut - Polizeiwache aus den 1970er-Jahren

Und so eins existiert in Essen seit 12 Jahren. Betrieben wird es durch die International Police Association (IPA) der Verbindungsstelle Essen. Nach zweijähriger Schließung, bedingt durch den Umzug aus der „alten Polizeischule“ in die Liegenschaft an der Theodor-Althoff-Str. 4 wird es jetzt wieder eröffnet. Eine gemächliche Blaulichtfahrt durch die Polizeigeschichte ist möglich. Über 100 Jahre auf „nur“ 130 Quadratmetern. „Klein, aber fein“, so das Urteil einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Hauses der NRW-Geschichte.

Der Essener Polizeipräsident Frank-Arno Richter wird als erster das neue Museum betreten dürfen. Er unterstützt alle Aktivitäten der IPA, deren Mitglied er seit über 40 Jahren ist: “Die IPA Verbindungsstelle Essen bietet mit diesem Museum Erinnerung, die uns dabei unterstützen kann, unsere Werte als Polizei zu vergegenwärtigen.“

Gezeigt werden rund 5000 (!) Exponate. Einen Schwerpunkt bildet die Ausstellung von Polizeimützen aus sage und schreibe 180 Ländern. Nachgebaut wurden zwei Polizeiwachen aus der Weimarer Zeit, den 1970er-Jahren und eine Polizeigewahrsamzelle, in der schon der „letzte Bulle“ Henning Baum drin war.

RTL Dreh mit Henning Baum klein 7Henning Baum atmete noch während Aufbauphase gesiebte Luft

Der Vater des Essener Polizeimuseums heißt Rainer Wittka, seit 1978 Polizeibeamter und seit 2021 Pensionär. Schon als junger Polizist begann seine Sammelleidenschaft  für Polizei-Kopfbedeckungen. Er findet sie auf Tauschbörsen oder bei Besuchen in europäischen Ländern. Mit dem IPA-Ausweis in der Brieftasche wurden ihm Polizeitüren geöffnet, denn IPA steht weltweit für Freundschaft von rund 360.000 Polizisten in 68 Staaten. Da ist es kein Wunder, wie Rainer Wittka von seinen Kollegen gerufen wird, und er vielen nur unter dem Spitznamen „Mütze“ bekannt ist.

Polizeimuseum 08 22 klein 8Kopfbedeckungen aus der Kaiserzeit und kurz danach

Als die Essener Polizei 2009 ihr 100-jähriges Jubiläum im Polizeipräsidium feierte, viele Führungs- und Einsatzmittel und Gerätschaften den Besuchern zeigte, stellte sich danach die Frage: Was machen wir jetzt damit?

Rainer Wittka schlug zu und bot der damaligen Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinziehr an: „Wir gestalten mit dem Überbleibseln ein Polizeimuseum“. Das war die Geburtsstunde. Er werkelte mit Kollegen, trug weitere Ausstellungsstücke zusammen. Zuletzt während des Umzugs von der „Norbertstraße“ zur „alten Karstadt-Hauptverwaltung“ an der Theodor-Althoff-Straße. Da krabbelten die „Museumsdirektoren“ schon mal in Abfallcontainer, um Altertümliches für das Polizeimuseum zu retten.

Polizeimuseum 08 22 klein 17Polizeimützen aus 180 Ländern

Seit 2010 können interessierte Bürger, Vereine, Organisationen oder Polizeistudenten eine der größten Sammlung von Fahndungsplakaten oder Exponate von der Pickelhaube über Alkohol-Pusteröhrchen bis hin zu den unterschiedlichen Uniformepochen der NRW-Polizei bestaunen.

Schwerpunkt der Ausstellung ist die Polizeimützensammlung. Das wertvollste ist ein preußischer Tschako von 1848. Aber auch eine halbvolle Asbach-Flasche findet der Betrachter als Kuriosität in der Sammlung. Denn ein Schnaps nach der „Leichenbearbeitung“ war Anfang der 1950er-Jahre erlaubt, um den Geruch aus der Nase zu bekommen.

Info: Das Polizeimuseum kann kostenlos nach Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und anschließender Terminabsprache in Begleitung eines IPA-Mitglieds von Kleingruppen besichtigt werden. Einzelanmeldungen werden zunächst gesammelt. Weitere Infos unter: ipa-essen.de

Am Freitag starb Dieter Klein (83) nach schwerer Krankheit. Er war zwar kein Polizist, aber der Polizei eng verbunden. Deshalb wurde er auch in die Familie der International Police Association (IPA) aufgenommen. Der gebürtige Kölner war ein klassischer Polizeireporter, den es heute so nicht mehr gibt.  Fotojournalist, Redakteur, freier Mitarbeiter bei der Neuen Rhein Zeitung (NRZ), dem Verlag DuMont und dem Axel-Springer-Verlag.

Für seine Recherchen über Kriminalität war Dieter in Hamburgs Vergnügungs- und Rotlicht-Viertel St. Pauli ebenso präsent wie an internationalen Schauplätzen des Verbrechens. Bis nach Fernost und Südamerika führten ihn seine Reportagen über weltweit operierende Drogensyndikate. Spektakuläre Mordfälle brachten ihn unter anderem nach St. Petersburg, Zürich und Paris. Auf der Suche nach Wirtschaftskriminellen verschlug es ihn bis in die Karibik. Seine Reportagen verschafften ihm Anerkennung in höchsten Polizeikreisen wie Respekt in der Unterwelt. Mehr als zwei Dutzend Morddrohungen im Laufe der Jahre erwiesen sich glücklicherweise nur als Bluff. Einmal wurde er jedoch angeschossen. Mit einer Walther PPK, Kaliber 7,62 Millimeter. Seit 2001 lebte der Journalist mit seiner Ehefrau Erika in Nottuln bei Münster und arbeitete hier freiberuflich und im höheren Alter für die westfälischen Nachrichten.

Dieter Klein 4Dieter Klein - 2015 bei einer Lesung seines Buches vor IPA-Freunden

Der Journalist schrieb seine Erlebnisse in dem Buch „Auf Rattenjagd“ nieder, mit Episoden wie: Tot in Bremen – Rattenjagd – Die Legende – Schnee vom Großmarkt – Belgische Pistolen – Mit falschen Würfeln – Die Toten vom Kiez – Die Mörder aus Russland - Andere sind bestechlich- Singen kann ungesund sein - Unter Mordverdacht - Der Tote aus der Seine - Mit Millionen in die Karibik - Jerusalemer Bomben - Die Hölle von Zürich.

Aber warum faszinierte ihn so die Polizeiberichterstattung, warum wurde der Rheinländer vom Provinzreporter, der über Goldhochzeiten, Firmenjubiläen oder Vereinsfeiern berichtete, zum knallharten Polizeireporter bei der „Bild am Sonntag“?  Er gibt die Antwort selbst. Nach dem Tod eines jungen Drogenmädchens in Bremen: „Bei ihrer Beerdigung auf einem kleinen Dorffriedhof im Emsland ging nur die Mutter hinter dem weißen Sarg her. Als die Erde von meiner Schaufel in die Tiefe polterte, schwor ich mir. Ab heute machst du Jagd auf diese Gangster. Und weil mir nichts Übleres einfiel, nannte ich es „Rattenjagd“. Eine Rattenjagd mit Feder und später mit Laptop.

Ausschnitt aus der Geschichte  „Die Toten vom Kiez“. Dieter Klein schreibt über die sogenannte GMBH von der Reeperbahn. Gemeint sind die Zuhälter:  G-erd Glissmann, M-ichael Luchting  („der schöne Mischa“), B-eatle Vogler und H-arry Vörthmann man (wegen seines Schrumpelkopfes von seinen Gegnern auch als der Hundertjähriger verspottet). Ein Quartett von Rolls-Royce-Piloten und Rolex-Uhr-Besitzern. Zuhälter. Kurz in Insiderkreisen GMBH genannt.   

"In diesem Moment kommt ein Mann mit einer schwarzen Lederjacke in die „Ritze“ (Anm.: legendäre Kneipe auf St. Pauli mit Boxring im Keller), dem Aussehen nach ein Türke oder auch Jugoslawe. So um die Mitte 30, durchschnittlich groß mit mittellangen dunklen Haaren. Mürrisch blickt er in die Runde, dann bestellt er sich ein Bier. […] Erst jetzt zeigt eine der Kellnerinnen kichernd auf die hochhackigen Schuhe des Fremden. Den kümmert es nicht. Scheinbar gleichgültig schaut er zu, wie in diesem Augenblick der Lude Fritz Schröer, auch Chinesen Fritz genannt, aus dem von ihm gemanagten Etagenbordell kommt und sich gleich neben seinen Freund Peter hockt.  […] Der Fremde ist plötzlich nähergetreten. So schnell, dass wir alle erst reagieren, als er plötzlich einen Revolver zieht. Auf „Chinesen Fritz“ zielt und abdrückt. Drei Schüsse peitschen in der „Ritze“. Der Chinese rutscht von der Bank. In Zeitlupe. Das Gesicht staunend und schmerzvoll verzerrt, als ob er den Tod nicht erwartet hat.  Zumindest jetzt noch nicht.  Doch nicht hier.  So in aller Öffentlichkeit. Noch bevor er den Boden ganz erreicht, ist ihm wohl klar, dass er Hamburg für immer verlassen muss. Blut quillt aus den Fingern, die er in seine Brust gekrallt hat. Hysterisches Geschrei zerreißt die Stille. Die Bordelldamen schreien noch,  als schon die ersten Polizisten aus der Davidwache angerauscht kommen.“

Dieter Klein Polizisten1989 - Dieter Klein (links)  bei der Reportage "Fahnder der Essener Polizei"

Dieter Klein habe ich in den Ende der 1980er-Jahre beruflich kennenglernt. Da schrieb er hier im Ruhrgebiet eine Reportage für die BILD über die „Fahndung und Einsatztrupps zur Kriminalitätsbekämpfung“ der Essener Polizei. Er brannte für seine Arbeit und für die Polizei. Und da er wie mein Bruder Dieter Klein hieß, entwickelte sich eine Verbundenheit. Er der Polizeireporter, ich der Chefsprecher der Polizei. Im Ruhestand zog er mit seiner späten Liebe Erika ins Münsterland. Jetzt nach seinem Tod  kann er seine unglaublich spannenden Geschichten erzählen, wer immer ihm auch zuhört. Vielleicht ist ja einer von der Hamburger Kiez-GMBH.

Am kommenden Freitag, 19.8.2022 eröffnen wir im Rahmen des diesjährigen Sommerfestes 2022 das Polizeimuseum an der Liegenschaft TA 4 wieder. Zwei Jahre Umbauarbeiten nach dem Umzug von der Norbertstraße und Schließung wegen der Pandemie. Die historische Sammlung ist ganz neu gestaltet worden. Zwei Wachen aus der Weimarer Zeit, den 1970er/ -8oer-Jahren und eine Gewahrsamszelle wurden nachgebaut. Ca. 5000 (!) Exponate sind auf 130 Quadratmetern zu sehen. Alle Polizeikolleginnen und -kollegen sind herzlich eingeladen.
Ort: IPA-Beach (Einfahrt schräg gegenüber Hotel Bredeney oder ins Navi Theodor-Althoff-Str. 1 eingeben: "Sie haben ihr Ziel erreicht - lediglich auf der anderen Seite " ;-) - Zeit: ab 15.30 Uhr.(uk)
IPA Beach 08 22 klein 18

Seinen Tod erfuhren wir durch die Traueranzeige in der Tageszeitung. Klaus-Bernd Matena, den die meisten von uns nur unter dem ersten Teil seines Vornamens kannten, starb am 30. Juli im Alter von 75 Jahren.

Viele von uns erinnern sich an seine aktive Dienstzeit bei der Abteilung der Kriminalpolizei (heute Direktion K). Dort arbeitete er als so genannter Laufbahnwechsler beim 1. Kommissariat und stieg schnell zum Stellvertreter auf. Zum Ende der Dienstzeit wurde er Leiter der Führungsstelle beim KK 22. Aber auch seine Aktivität in der IPA bleibt uns in guter Erinnerung, als er viele Jahre die Geschicke als Verbindungsstellenleiter im Vorstand lenkte. Klaus Feldhaus, Kollege, IPA-Mitglied und Freund, schreibt über seinen Namensvetter: „Ich kenne Klaus seit 1971. Wir waren Dienstgruppenleiter auf der „Gerlingwache“. Er wechselte 1975 zur Kripo. Wir blieben bis zu seinem jetzigen Tod in Verbindung.“

Klaus Matena

Klaus Matena konnte leider seinen Ruhestand nicht genießen. Er wurde krank. Im höheren Alter kam er ins Pflegeheim. Zum Ende seines Lebens verließ  ihn die Kraft. Er wollte gehen. Die Trauerfeier und Beisetzung fand im engen Familienkreis statt. Wir denken an seine Ehefrau Petra und werden ihn in guter Erinnerung behalten. In der Todesanzeige wurde leider der letzte Wille von Klaus vergessen: Er bat um Spenden DRK – Solferino-Hauses - IBAN-NR  DE91 3605 0105 0000 2827 56 - Kennwort  SPENDE / Klaus Matena

Der ehemalige Leiter der Schutzpolizei und unser IPA-Freund, Hansdietrich Spalding, ist jetzt im hohen Alter von 97 Jahren verstorben ist. Der Leitende Polizeidirektor ging 1986 (!) in Pension. Zu dem Zeitpunkt existierte noch die klassische Organisationsstruktur S (Schutzpolizei), K (Kriminalpolizei) und V (Verwaltung). In seiner Amtszeit wurde in Essen das SEK und MEK in der Hochzeit des RAF-Terrorismus gegründet. Das Foto zeigt den Leitenden Polizeidirektor vor Führungskräften der Essener Polizei im Heim des Polizeisportvereins (PSV) und bei der Beförderung mit dem damaligen Polizeipräsidenten Hans Kirchhoff (links) von Beamten zu Polizei-( Kriminalkommissaren).

Nach seiner Pensionierung studierte Spalding in Münster Theologie und war in seiner Heimatstadt Münster als evangelischer Geistlicher aktiv. Er hielt in den 37 Jahren "Rentnerdasein" immer noch Kontakte nach Essen.

Hansdietrich Spalding 1 Kopie

 Hansdietrich Spalding 2 Kopie

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