Mitglieder der Verbindungsstelle Essen besichtigten jetzt eines der geheimsten Bauwerke der deutschen Nachkriegszeit. Die Weltmächte USA und Sowjetunion mit ihren Verbündeten standen sich in dieser Zeit feindselig gegenüber. Kalter Krieg mit Kubakrise, Mauerbau, militärische Aufrüstung. Die Angst vor einem Atomschlag bestand auf beiden Seiten. In dieser Zeit entschloss sich die Bundesregierung unter dem Bundeskanzler Konrad Adenauer zum Bau eines atomsicheren Bunkers mit enormen Ausmaßen. 17 (!) Kilometer lang, Platz für 3000 ausgewählte Personen aus Regierung, Ministerien und Behörden. Keine Frauen, keine Kinder. Unter den Weinbergen im Ahrteil, nicht weit von der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, wurde 12 Jahre gebuddelt. Kosten: etwa 4 Milliarden Deutsche Mark. So geheim blieb dieses Projekt allerdings nicht. Waren doch viel zu viele Menschen daran beteiligt. Selbst der Geheimdienst der DDR wusste Bescheid.
Die Menschen hätten vier Wochen in diesem Beton- und Stahllabyrinth überleben können. Solange reichten die Vorräte. Und danach? Der Mauerfall 1989 mit der deutschen Wiedervereinigung bedeutete auch das Ende dieses Bunkerprojekts. Die Betonröhre wurde zurückgebaut, wie es im Amtsdeutsch heißt. Geschichtsbewusste Menschen aus der Region retteten etwa 200 Meter des Bunkers sowie viele Ausrüstungsgegenständen und richteten die jetzige Dokumentationsstätte ein, die in einem rund zweistündigen Rundgang besichtigt werden kann.
Es war für uns Besucher ein Eintauchen in die deutsche Geschichte und in die teilweise naive Denkweise dieser Zeit. Einiges kam uns gar nicht fremd vor. Erinnerten doch die Schlafräume mit ihren Doppelbetten an alten Polizeikasernen in den 1960er- und 1970er-Jahren, ebenso die Kommunikationstechnik (Fernschreiber etc.).