Die kleine holländische Grenzstadt Venlo mit ihren rund 1000.000 Einwohnern in der Provinz Limburg kennen die meisten NRW-Bewohner lediglich als Einkaufsstadt, früher gerne für Kaffe- und Zigarettenfahrten besucht. Dass in Kriegszeiten dort der größte Militärflugplatz Europas existierte, wissen die wenigsten. Jetzt besichtigte eine Gruppe der IPA-Verbindungsstelle Essen die Reste dieses riesigen Fliegerhorstes -  so groß wie  fast 2000 Fußballplätze.

Fliegerhorst Venlo klein 15

Manfred Rehnen kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Jahrelang hat er sich im Förderverein „Fliegerhorst Venlo“ engagiert. Der ehemalige Polizeibeamte (65) aus Kempen führte die Besuchergruppe durch das weitläufige Gebiet. Ein Drittel liegt auf deutscher, zwei Drittel auf niederländischer Seite.

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Kartenkunde - Manfred Kuhnen (zweiter von links) erläutert das riesige Ausmaß des Fliegerhorstes im deutsch-niederländischen Grenzgebiet

Historischer Rückblick: Der Überfall auf das kleine Nachbarland begann im Mai 1940 mit dem Westfeldzug auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg. Schon fünf Monate später begannen die Militärs mit dem Bau des Flugplatzes, der schon im Februar 1941 seinen Betrieb für Kriegseinsätze mit Nachtjägern aufnahm. Der Bau wurde hauptsächlich durch niederländische Firmen und tausende von holländischen Arbeitern durchgeführt. Später kamen jüdische Häftlinge als KZ-Außenlager „Kamp Vught“ dazu.  

Statistische Zahlen: 2000 Bedienste, davon 350 Niederländer, eine Werfthalle, 99 Flugzeughallen, davon 20 Wärmehallen, 37 unbeheizte Backsteinhallen und 42 Rundbogenhallen, 48 km Straßenlänge.

Der Fliegerhorst war aus der Luft kaum erkennbar. Selbst die Start- und Landebahnen wurden farblich an die Jahreszeiten angepasst, die über 100 Gebäude mit Netzen oder als landwirtschaftliche Betriebe getarnt. Da standen auch schon mal Pappmaché-Kühe auf den Weiden. Die Nachtjäger der deutschen Luftwaffe starteten ihre gefährlichen Einsätze zunächst gegen die englischen und später amerikanischen Bomberverbände, die von England aus auf dem Flug ins Ruhrgebiet waren. Rund 600 Flugzeuge wurden abgeschossen. Dabei verloren 2500 Soldaten und Krieggefangene ihr Leben. Bei den risikoreichen Nachtangriffen starben weit über 100 Piloten der deutschen Luftwaffe. Im Spätsommer 1944 wurde der Flugplatz von den „Alliierten“ bombardiert und schwer beschädigt, den größte Teil der Anlagen sprengte die Wehrmacht vor ihrem Abzug. Nach provisorischer Fertigstellung diente der Flugplatz der amerikanischen Luftwaffe für ihre Angriffe auf Nazi-Deutschland.Vier Stunden streifte die IPA-Gruppe mit Manfred Rehnen durch das riesige Gelände, beeindruckende historische und eine Reise in einen Teil der dunkelsten deutschen Geschichte.(uk)

© Fotos: Uwe Klein

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Die kleine Besuchergruppe auf einer der noch vorhandenen Rollbahnen, die drei Start- und Landebahnen waren bis zu 100 Meter breit

 

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Vor dem Funkleitturm, der heute als Kletteranlage dient. Hier versah auch der verstorbenen Bundespräsident Walter Scheel als junger Offizier seinen Kriegsdienst

 

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Diese Rundbogenhalle aus Stahlbeton überstand als einziger Hangar alle Sprengungen. Wie aus dem Nichts taucht das Stahlgerippe im Wald auf

 

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Nur noch eine Ruine ist diese Wärmehalle. Es gab 49 davon. Die Flugzeuge konnten hier auch im Winter repariert und gewartet werden.

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