„Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode.“ Diesen Satz zitierte der Ex-Polizeipräsident Michael Dybowski (81) bei seinen Vortrag vor Polizisten und Mitgliedern der International Police Association am vergangenen Mittwoch. Er stammt von der Journalistin Anna Haag angesichts der vielen von Nachbarn, Bekannten, Freunden um sie herum gedankenlos nachgeschwätzten Popagandasprüchen. Geschrieben hat sie ihn in ihrem Tagebuch 1941. Und heute angesichts der weltpolitischen Lage und der politischen Tendenz zum rechtsextremen Gedankengut ist er aktuell wie damals in der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte.
Michael Dybowski nahm sich in dem Referat im IPA-Heim des Polizeigebäudes an der Theodor-Althoff-Straße den größten Verbrecher der deutschen Historie vor: Adolf Hitler. Vieles ist aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Aber nicht alles. Der Referent beleuchtete an diesem Abend von Hitler eine zusätzliche Seite. Er „überführte“ ihn als Lügner, Demagogen, Gesetzesbrecher, Gotteslästerer bis hin zum Steuerbetrüger. Da erfuhren die Zuhörer noch eine andere Seite vom „Führer“.
Corona war schuld, dass sich der Ex-Polizeipräsident von Essen und Düsseldorf so intensiv mit dem Thema befasste. „Ich hatte in der Quarantäne viel Zeit zum Literaturstudium und habe mir die kommentierte Fassung von „Mein Kampf“, Reden von Hitler und weitere Literatur angeschaut und studiert.“
Der mittlerweile 81-Jährige („Ich habe keine Zeit alt zu werden“) befasst sich schon seit frühester Jugend mit Geschichte. Nach seiner Pensionierung übernahm er den Vorsitz des Vereins „Geschichte am Jürgensplatz“ zur Aufarbeitung der Düsseldorfer Polizeigeschichte. Denn erst viele Jahre nach Ende der Naziherrschaft und des 2. Weltkriegs wurden die Gräueltaten der Polizei, und insbesondere die der Polizeibataillone im Ausland, bekannt. Dybowski: „Das waren Mördertruppen.“ Und viele von ihnen machten nach dem Dritten Reich wieder Karriere bei der Polizei – wie auch in anderen gesellschaftlichen und politischen Bereichen.
Nach dem etwa einstündigen Vortrag stand Michael Dybowski den Zuhörern in einer Fragestunde zur Verfügung. Der Abend endete mit der Besichtigung des Polizeimuseums, in dem die International Police Association (IPA) auch dem Kapitel „Polizei im Nationalsozialismus“ einen Bereich einräumt.